Steuerreform: Die Investitionsbremse im Tourismus wurde angezogen

Investitionen im Tourismus werden als Folge der jüngsten Steuerreform in nächster Zeit massiv eingeschränkt. Mittelfristig dürfte nur mehr „in wirklich produktive Infrastruktur, wo langfristiges Wachstum zu erwarten ist“, investiert werden. Vorhergesagt wird auch der Abbau von Mitarbeitern und Serviceleistungen. Dies sind einige der Kernaussagen, der kürzlich veranstalteten Informationstagung der Prodinger|GFB Gruppe.

Die Abschreibungszeiten, die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Beherbergung und das Aufweichen des Bankgeheimnisses sorgen unvermeidlich für höhere Aufwendungen und mehr Bürokratie. Letztlich werden die jetzt beschlossenen Maßnahmen dazu führen, dass „Tourismusbetriebe mit einem Bilanzgewinn zu einer aussterbenden Spezies werden“, so der wenig optimistische Tenor auf der von mehr als 70 interessierten Teilnehmern besuchten Veranstaltung unter dem Titel „Das Prinzip Familienbetrieb auf dem Prüfstand“. Den teilnehmenden Hoteliers wurden in drei Vortragsblöcken die aktuellen Auswirkungen der Steuerreform, der Änderungen im Erbrecht und der Lockerung des Bankgeheimnisses praxisnah vermittelt.

Dr. Manfred Schekulin von der Prodinger Steuerberatung stellte eine Checkliste mit den wichtigsten Punkten bei der betrieblichen Übergabe von Liegenschaften vor. Wie der Steuerfachmann sagte, sollte das Vorziehen von Liegenschaftsübertragungen angesichts der fiskalpolitischen Änderungen durch die Steuerreform ernsthaft überlegt und geprüft werden. Von zentraler Bedeutung für den Tourismus sind die zur Diskussion stehenden Ableitungsvarianten bei Grundstückswerten. Diese sollten in einer noch ausstehenden Verordnung geregelt werden. Diese Basis für die Bewertung der auf dem Markt üblichen Preise ist maßgeblich für die Berechnung der Steuern.

Es sei unsinnig, den Abschreibungszeitraum auf 40 Jahre zu erhöhen. Dies bedrohe ernsthaft die gewohnt hohe Dienstleistungsqualität in der österreichischen Hotellerie, kritisierte Mag. Stefan Rohrmoser von der Prodinger Steuerberatung in Zell am See. Eine funktionale AfA mit Aufgliederungen und kürzeren Abschreibungszeiten auf bestimmte Gebäudeteile wäre eine unbedingte Notwendigkeit, um im internationalen Konkurrenzkampf nicht abzurutschen.

Über die Umsatzsteuererhöhung und deren Auswirkung auf die einzelnen Leistungen wie Logis, Speisen, Getränke und Nebenleistungen informierte der Prodinger-Experte und „Steuerberater des Jahres“ Ing. Mag. Manfred Leitinger. Mit der Steuerreform kommt auch ein weiterer wichtiger Aspekt ins Spiel, nämlich die Wahl der richtigen Rechtsform. In gewissen Fällen, so Leitinger, wird eine Personengesellschaft wieder attraktiver.

Dr. Johann Bründl, Notar und Hotelier in einer Person, brachte die wichtigsten Gesetzesänderungen in Sachen Erbrechtsreform auf den Punkt. Wie er sagte, werde die an sich positive Idee einer Stundung von Pflichtanteilsansprüchen auf mehrere Jahre durch die Koppelung mit hohen Zinsen ad absurdum geführt.

Viele Unternehmer stellen sich die Frage, wie sich die Negativzinsen auf laufende Kreditverträge auswirken. Mag. Roland Haslauer von der GFB Unternehmensberatung fasste die sich daraus ergebenden Möglichkeiten folgendermaßen zusammen: Den Unternehmern wird geraten, die Kreditabrechnungen genau zu analysieren und mit den Banken aktiv über Zinsabsicherungen, Karenzzeiten und Margenverbesserungen zu verhandeln. Die Verhandlungsposition habe sich verbessert und sollte jetzt genützt werden, betonte Haslauer. Abschließend wurden die Teilnehmer vom GFB Experten umfassend über die aktuellen Änderungen rund um das Bankgeheimnis informiert. Die teilnehmenden Hoteliers waren von den Ausführungen der einzelnen Vorträge sehr angetan und haben eine gute Know-how Basis erhalten, die kommenden Änderungen zu meistern.

Die PRODINGER|GFB Gruppe, mit Hauptsitz in Zell am See, ist eine der führenden Wirtschaftsberatungsgruppen in Österreich. Sie unterstützt ihre Kunden in den Haupt-Geschäftsfeldern Steuerberatung, Unternehmensberatung, Marketing und Tourismus. Investment- und Finanzierungskonzepte, sowie Green Business Solutions erweitern das Leistungsspektrum. Die Unternehmensgruppe hat Standorte in Altenmarkt, Bad Hofgastein, Bozen, Innsbruck, Lech, Linz, Mittersill, München, Saalfelden, Salzburg, St. Johann in Pongau, Velden, Wien, Zagreb und Zell am See. Die Gruppe betreut u.a. aktuell mehr als 500 Hotelbetriebe in ganz Österreich. Derzeit sind 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 15 Standorten tätig.

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