Airbnb ruft Finanz auf den Plan – FORMAT
In Österreich regt sich Widerstand gegen die Online-Bettenplattform.
Die Internetplattform Airbnb hat viele zufriedene Gäste. Und mächtige Gegner. Hoteliers und der Finanz ist das inzwischen milliardenschwere US-Unternehmen ein Dorn im Auge. Streitpunkte sind kommerzielle Wohnraumnutzung, Umgehung von Steuerzahlungen und das Gewerberecht. Die österreichische Finanz hat bereits ein Amtshilfeansuchen an Airbnb gestellt.
„Wir fordern die exakten Daten, wer wie lange und was vermietet hat. Diese Daten kann nur der Anbieter haben“, heißt es aus dem Ministerium. Ob die Behörden diese Daten bekommen, ist allerdings fraglich. Airbnb antwortet auf Nachfrage: „Wir nehmen die persönlichen Daten unserer Community sehr ernst und teilen sie nicht freiwillig mit anderen.“
Einer von der Tourismusberatung PRODINGER für die Landesregierung Tirol erstellten Studie zufolge entgehen dem Staat durch Airbnb und weitere kleinere Plattformen, die ähnliche Dienste anbieten, jährlich allein 9,16 Millionen Euro an Mehrwertsteuer verloren, den Gemeinden weitere 4,5 Millionen Euro an nicht bezahlten Orts- und Kurtaxen.
In Österreich ist Wien der größte Markt für die Online-Bettenvermittler. Bislang gab es nur grobe Schätzungen, wie viele Quartiere in Wien angeboten werden und welche Umsätze die Vermieter damit erwirtschaften. Format.at hat nun exklusiv die von der US-Plattform insideairbnb.com ermittelten Zahlen bekommen. Und diese sind durchaus beeindruckend: Demnach sind aktuell 4.961 Angebote für Wien gelistet. Rund zwei Drittel (genau 3.339) sind ganze Wohnungen oder Apartments, das restliche Drittel Privatzimmer:
Mehr als 40 Prozent der Gastgeber, die „ganze Unterkünfte“ vermieten, bieten mehrere Wohnungen an, was eine kommerzielle Nutzung nahelegt. Die 20 Gastgeber mit den meisten auf Airbnb angebotenen Wohnungen in Wien offerieren in Summe 349 Quartiere.
Im Schnitt betragen die Durchschnittseinnahmen von Wiener Airbnb-Gastgebern monatlich 341 Euro, der durchschnittliche Preis für eine Nacht liegt bei 69 Euro. Mit Quartieren in Toplagen verdienen die Anbieter über 4.000 Euro pro Monat. Ob und wie viel davon versteuert wird, will die Finanz nun herausfinden.In Salzburg kontrolliert das Baurechtsamt bereits, ob Wohnungen illegal an Touristen vermietet werden. 13 Strafanzeigen wurden bisher gestellt. In Amsterdam wird hingegen kooperiert: Airbnb hebt seit Jänner die Ortstaxe ein und führt das Geld an die Stadt ab.