Tiroler im Kampf um die Weißwurst – Salzburger Nachrichten

Mit seiner Hotelkette „Harry’s Home“ wagt der Tiroler Harald Ultsch den Schritt auf das umkämpfte Münchner Pflaster. Nicht nur der günstigere Mehrwertsteuersatz sorgt dort für bessere Perspektiven.

Mit 125 Ein-Raum-Appartements will die kleine österreichische Hotelkette „Harry’s Home“ (HH) in der bayerischen Hauptstadt für Furore sorgen. Auf halber Strecke zwischen Zentrum und Flughafen gelegen, soll das neue Hotel zum erfolgreichsten der Gruppe werden. „Wir haben im August bei Vollauslastung den Betrieb aufgenommen und inzwischen unsere budgetierten Erwartungen angehoben“, freut sich der Innsbrucker Hotelier Harald Ultsch über den Blitzstart seines bereits fünften »Harry’s Home“. München bleibe ein ausgezeichneter Hotelstandort, auch wenn ein gewisser Boom bei den Hotelkapazitäten erkennbar werde.

Einem Hotelvergleich zwischen Wien und München zufolge, den im Vorjahr der Tourismusberater Prodinger GFB anstellte, lag der Preis pro verfügbarem Zimmer in München bei 96,11 Euro, in Wien bei 67,15. Wobei die Schere immer weiter auseinanderklafft und in Wien der Preisverfall bei kurzfristigen Buchungen auffällig rascher erfolgt.
Firmensitze DAX-notierter Unternehmen, das Oktoberfest als Jahresfixpunkt und der FC Bayern als regelmäßiger Event beleben die Auslastung in München. „Für die Ertragslage wird die Mehrwertsteuerdifferenz von sieben Prozent in Deutschland zu künftig 13 Prozent in Österreich noch prägender sein“, betont Ultsch.

Mit neuen Ideen will der Tiroler die Gäste für sein Haus in München begeistern. Weil die Leute zwar in ihren mobilen Geräten gefangen sind, aber trotzdem in Gesellschaft sein wollen, hat man den öffentlichen Raum neu definiert. Von der gemütlichen Lounge aus kann auch der geschäftige Hauptplatz des nebenliegenden Einkaufszentrums beobachtet werden. Erstmals wurde auch eine kleine Küche eingerichtet, in der Gäste für andere Gäste kochen können. Die Grundlebensmittel sind vorhanden, Spezialitäten können im Einkaufszentrum nebenan erworben werden. „Es ist uns ein Anliegen, Gäste zusammenzubringen“, betont Ultsch. Denn „Longstay“-Gäste, denen das Hotel für mehrere Wochen oder Monate als Bleibe dient, seien ein tragender Teil des Konzepts. Gerade in München mit seinem unflexiblen Wohnungsmarkt sei ein starker Druck in diese Richtung erkennbar. 40 Einheiten sind dafür vorgesehen, wobei ein Wohnzimmer wahlweise mit einem oder auch zwei Schlafzimmern kombinierbar ist. Je nach Standort sind zwischen zehn und 30 Prozent der HH-Gäste diesem Segment zuzurechnen. München
erwartet Ultsch am oberen Rand, wobei ein zu hoher „Longstay“-Anteil aufgrund niedrigerer Preise pro Nacht Erträge schrumpfen lässt.

Aber HR will weiter wachsen. Nach Standorten in Graz, Dombirn, Linz, Wien und nun München will Ultsch 2018 „Harry’s Home“ nach Zürich bringen. Sind die Auslandsprojekte eine Folge der Österreichischen Mehrwertsteuererhöhung, so wie der Großarier Hotelier Peter Hettegger angekündigt hatte, sich nun noch mehr als bisher in Berchtesgaden engagieren zu wollen?„München war definitiv schon lang geplant“, betont Ultsch, „und trotz höherer Mehrwertsteuer wären Salzburg und Innsbruck für uns ebenfalls interessante Standorte.“
Überdies sei in München noch keineswegs alles gegessen. Man müsse den Jahresrhythmus erst exakt kennenlernen und bewege sich mit zehn bis zwölf Vollzeitarbeitsplätzen auf einem engen Arbeitsmarkt. „Es gibt in Bayern ja nicht weniger Auswüchse, etwa bei den Lohnkosten oder den Sozialversicherungsbeiträgen, die schon vor Monatsende abzuführen sind“, betont der Tiroler. Insgesamt gelte es die Kostenstruktur in München genau im Auge zu behalten. Denn manches sei deutlich teurer als daheim.

 

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