Hotellerie: Umsatzplus trotz Schneemangels

Von November 2015 bis Februar 2016 gab es ein Plus bei Ankünften, Nächtigungen und Umsatzzahlen. 80 % der Gäste kommen zum Skifahren – Alpine Ferienhotels mit positiven Winterergebnis. Die Alpen haben einen Weltmarktanteil von 3 %.

Seit dem Sommer 2015 erfassen alle Prodinger Steuerkanzleien die Umsatzzahlen nach dem internationalen Standard für Hotels und Restaurants (STAHR), daneben können auch einheitliche Kostengliederungen durchgeführt werden. Dies ermöglicht einen besonders aussagekräftigen Vergleich der Branchen-Performance. Die Prodinger-Kennzahlen beziehen sich auf die alpine Ferienhotellerie in Tirol, Salzburg und Vorarlberg.

In den vier Wintermonaten November bis Februar wurde in den Ferienhotels der Kategorie „Alpin“ ein durchschnittlicher Umsatz pro Nacht und Bett von 116 Euro erzielt (Beherbergung, netto und ohne Ortstaxe). Das bedeutet ein Umsatzplus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Winter 2014/15.

Der Gesamtnettoumsatz stieg um 5,4 Prozent. In dieser Kennzahl sind Erlöse von Logis, Küche und Getränken sowie Nebenerlöse inkludiert. Unter der Annahme einer Auslastung von 90 Prozent am 29.02. (Schaltjahr) würden 3,6 Prozent auf diesen Tag entfallen (1,8 Prozent effektiv).

Diese Werte zeigen, dass die Umsatz- wie auch die Nächtigungssteigerungen durch den 29. Februar bewirkt wurden und es kaum gelungen ist, den Zimmerpreis zu erhöhen (real ohne VPI bleibt nicht viel übrig).

Die Auslastung stieg um 3, 2 Prozent, wobei der Effekt ebenfalls auf einen zusätzlichen Tag zurückzuführen ist.

40 Prozent der Hotelerlöse werden im Zeitraum November bis Jänner erzielt, 60 Prozent von Februar bis April. Von der Kostenseite her sind die beiden letzten Monate die sensibelsten für die Betriebe. Hier spielen die Mitarbeitereinsatzplanung, der Abbau angefallener Überstunden und Urlaubstage eine große Rolle. Besonders dann, wenn nicht genügend Mitarbeiter zur Verfügung stehen, wirkt sich die Mehrbelastung auf alle Bereiche aus. Die Mitarbeiterkosten lagen zur Winterhalbzeit bei 37,4 Prozent vom Gesamtumsatz. Der Wareneinkauf und dessen Disposition ist ein weiterer sensibler Bereich in den letzten Winterwochen. Bis Ende Februar lag der Materialaufwand inkl. Fremdaufwand bei 21,85 Prozent.

Betriebsgröße – ein Indikator für die Wirtschaftlichkeit

Für die Wettbewerbsfähigkeit ist die durchschnittliche Betriebsgröße alpiner Betriebe ein wesentlicher Indikator. Diese lag bei den alpinen Betrieben (Gesamtsample von Tirol, Vorarlberg und Salzburg) zwischen 41 und 51 Betten pro Betrieb. Damit waren diese Hotels im Vergleich zum EU-4-Durchschnitt kleiner (60 Betten pro Betrieb). Deutliche Unterschiede zeigen sich insbesondere zur französischen Hotellerie, wo der Schnitt bei 74 Betten pro Betrieb liegt.

Anzahl Betten Hotel Vergleich 2000 vs. 2014
(Q: Bak Basel)

 

Der Anteil der gewerblich genutzten Hotelbetten ist im österreichischen Alpenraum deutlich höher als im Vergleich der EU4.

 

Betten in Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz, Deutschland im Alpenraum Hotel, Zweitwohnung
(Q: Bak Basel)

Der Alpentourismus hält – gemessen an den grenzüberschreitenden Ankünften –
einen Weltmarktanteil von rund 3 Prozent. Aufgrund der im Vergleich mit dem Welttourismus weniger dynamischen Entwicklung verliert der Alpenraum aber laufend Marktanteile. Dennoch bleibt der Alpenraum mit geschätzten 7,54 Millionen Gästebetten und 487 Millionen Übernachtungen eine bedeutende Ferienregion.

In Bezug auf das gesamte Nachfragevolumen setzen sich drei nationale Teilräume von den anderen ab: Der italienische, der französische und der österreichische Alpenraum. Die drei Räume verzeichneten 2014 jeweils mehr als 110 Millionen Übernachtungen. Deutlich dahinter folgt der Schweizer Alpenraum mit einem Nachfragevolumen von knapp 73 Millionen Übernachtungen. Für den deutschen Alpenraum wurden rund 42 Millionen Übernachtungen geschätzt, für Slowenien 9.3 Millionen und für Liechtenstein rund 350.000. Trotzdem sind die Auslastungszahlen der Wintersaison in Hotels und ähnlichen Betrieben sehr bescheiden: 48 Prozent in Tirol, 46 Prozent in Vorarlberg und 43 Prozent in Salzburg.

Nächtigungsrückblick

Trotz des Schneemangels und den häufig zu warmen Temperaturen gab es einen kumulierten Rekord bei Ankünften und Nächtigungen. Die Zahl der Nächtigungen ist um 1,7 Prozent auf über 47 Millionen gewachsen, die Ankünfte sind sogar um 3,5 Prozent auf rund 12,5 Millionen gestiegen (November-Februar). Die herbstliche Schönwetterlage brachte im November mehr Gästenächtigungen. Im Dezember gingen diese zwar zurück, doch ist generell festzuhalten, dass sich der Dezember, wie auch schon in der Saison zuvor, wintersportmäßig äußerst schwierig entwickelt. Bis Mitte Jänner hindurch lagen viele Betriebe lange unter den Werten des Vorjahres.

Bundesländer mit touristischen Angeboten abseits des Wintersporttourismus (Wien, das Burgenland, Niederösterreich und teilweise auch die Steiermark) schnitten im ersten Winterdrittel relativ erfolgreich ab und konnten von ungenügenden winterlichen Bedingungen in den Bergen sogar profitieren.

Beschneiung und gutes Wetter haben aber Schlimmeres verhindert

Nur durch eine perfekte technisch erzeugte Schneedecke konnte bis Anfang Jänner der Wintersport aufrechterhalten werden. Die Aufwendungen und Investitionen der Bergbahnen und Hotellerie in Beschneiung und Wellness haben sich bezahlt gemacht. Maßgeblich für die positive Entwicklung ist, dass im Jänner wieder mehr deutsche Urlaubsgäste begrüßt werden konnten.

Die starke Konzentration der Ferienzeiten im Februar und das Schaltjahr mit dem Schalttag 29. Februar bescherten einen der stärksten Wintermonate. Seit Mitte Februar herrscht Vollauslastung und die gute Schneelage sorgte für beste Stimmung vor und zu Ostern.

Für die kommenden Jahre ist damit zu rechnen, dass die Buchungen noch kurzfristiger getätigt werden – je stärker und öfter Wintersporturlauber von klimatischen Unsicherheiten betroffen sind.

Airbnb und Co lassen grüßen

In der Entwicklung der Nächtigungen in einzelnen Unterkunftsarten setzt sich der Trend der gewerblichen und privaten Ferienwohnungen fort (+3,2 %).

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