Verschärfte Regeln gefährden Festkultur – Pinzgauer Nachrichten

Feuerwehr, Eisschützen und Sportklub: Beim Lenzinger Waldfest halfen sie alle zusamnnen. Heuer gibt es die Veranstaltung nicht.

38 Mal in Folge war das Lenzinger Waldfest ein Fixpunkt im Pinzgauer Veranstaltungskalender. In den besten Zeiten strömten am ersten Juli-Wochenende bis zu 7000 Besucher an den drei Festtagen in den Fuchswald – zu einem der größten Feste des Bezirks. Jetzt ziehen die Veranstalter einen Schlussstrich – zumindest für dieses Jahr. Ein Ende für ein Fest, das in Lenzing von der Feuerwehr, dem Sportklub und den
Eisschützen gemeinsam veranstaltet wurde. Dass es so weit gekommen ist, habe mehrere Gründe. Hermann Untermoser, Veranstalter und Obmann des SK Lenzing, dazu; „Die Sicherheitsbestimmungen sind sehr hoch, die BH hat uns sehr genau überprüft, für das Gelände haben wir immer
eine statische Abnahme gebraucht. Es ist einfach ein sehr großer Aufwand, die Besucher sind weniger geworden. Und wir haben im Jahr zwischen 6ooo und 10.000 Euro an Steuern bezahlt. Das alles hat den Gewinn gemindert, sodass man sich irgendwann die Sinnfrage stellen musste.“

Noch dazu hätten heuer allein für die Hauptkassen vier Registrierkassen angeschafft werden müssen, wie Untermoser weiter betont. „Alles, was wir in den letzten Jahren vorgeschrieben bekommen haben, hat einige dazu bewegt, dass sie nicht mehr mitgearbeitet haben. Verantwortliche wurden weniger, Helfer wurden weniger.“Und letztlich sei es auch noch eine Haftungssache. ,Auf den Obmann fällt die ganze Haftung zurück, wenn etwas grob Fahrlässiges passiert. Aber das sehen viele nicht.“ Der letzte Punkt sei jedoch nicht ausschlaggebend gewesen.

Untermoser spricht beim Waldfest auch von einer „Herzensangelegenheit“, bei der immer sehr viele Leute aus dem Saalfeldener Ortsteil zusammengeholfen hätten.Für heuer müssen sich die Feuerwehr, der Sportklub und die Eisschützen nach neuen Einnahmenquellen umschauen. Und die Sponsorensuche werde eher schwieriger als leichter, so Untermoser. „Das Geld geht ab. Wenn Erträge von Festen zum Beispiel für den Fußball – da speziell wieder für den Nachwuchs – verwendet werden, bereichert sich niemand. Ich bin dafür, dass die Einnahmen von Festen gänzlich von der Steuer ausgenommen werden, wenn die Gelder in Vereine fließen, die etwas für die Öffentlichkeit tun.“Dass das Aus des Waldfestes ein Einzelfall ist, glaubt der Lenzinger Obmann nicht. „Ich denke, dass einige weitere Vereine ihre Feste nicht mehr durchführen werden – das tut ihnen sicher nicht gut. Viele stützen sich ja auf so ein Fest.“

Großer Andrang bei Prodinger Veranstaltung

Wie groß der Aufklärungsbedarf bei den Veranstaltern ist, zeigte sich kürzlich bei einer Informationsveranstaltung in der Wirtschaftskammer Zell am See. Rund 180 Personen waren gekommen, Steuerberater Christian Gruber (Prodinger & Partner) referierte zum Thema „Steuern und Registrierkassenpflicht für Vereine“.Die Interessen der Zuhörerwaren breit gefächert – die Palette reichte von Mitgliedern von Musikkapellen, Feuerwehren oder Schützenkompanien über Sport-Funktionäre bis hin zu Vertretern des Yachtclubs. „Die Gemeindesubventionen allein sind zu wenig für die finanzielle Ausstattung unserer Vereine – daher ist es erforderlich, Vereinsfeste zu veranstalten und zu organisieren“, sagte Bgm. Hans Warter (Piesendorf), Vorsitzender des Regionalverbandes Pinzgau.

Damit das auch künftig gemacht wird, haben der Regionalverband, Akzente, Forum Familie und das Bezirkspolizeikommando unter der Leitung der Bezirkshauptmannschaft Zell am See Maßnahmen für einen möglichst reibungslosen Ablauf erarbeitet. Im Rahmen der Initiative „Pinz Power – Neue Festkultur“ gibt es noch zwei weitere Info-Abende. Die Themen: „Jugendschutz“ (Ende April) sowie „Haftungenund rechtliche Rahmenbedingungen“ (Mai).

Häufig gestellte Fragen zum Thema findet man online auf: www.bmf.gv.at

Ein Comeback des Waldfestes körmte es 2017 geben. „Wir werden sicher wieder ein Fest veranstalten, die Infrastruktur ist ja da. Allerdings müssen wir uns überlegen, wie wir das Ganze kleiner und vor allem gewinnträchtiger aufziehen“, sagt Untermoser.

 

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