Die Debatte ist notwendig – Tiroler Tageszeitung

Insgesamt hängen zwei Drittel der Staatsfinanzierung an lohnabhängigen Steuern und Abgaben. Wer Dienstleistungen am Gast anbietet, wird mit schwachen Renditen bestraft, während die Mitarbeiter selbst dabei zu wenig verdienen. Ein Servicemitarbeiter kostet in seiner produktiven Leistungszeit 29 Euro pro Stunde (Jahresschnitt, inklusive Urlaub, Feiertage, Krankenstand). Ein Industrieroboter schlägt mit sechs Euro pro Stunde zu Buche. Wenn Leistungen am Gast weiterhin in der für die Tourismusbranche bekannten Qualität sichergestellt werden sollen, dann sollte nicht automatisch die Idee einer Wertschöpfungsabgabe, natürlich verbunden mit einer steuerlichen Entlastung des Faktors Arbeit, verteufelt werden.

Digitalisierungs-Einkommen machen auf Kosten der Erwerbseinkommen einen immer größeren Anteil des Volkseinkommens aus, tragen jedoch nicht oder in unzureichendem Ausmaß zur Finanzierung der Systeme bei. Buchungsplattformen schreiben Rekordumsätze, Google wird neben einer Suchmaschine jetzt auch eine Buchungsmaschine, Airbnb & Co. haben einen höheren Marktwert als Marriott, Starwood und Accor und alle diese Digitalisierungsmaschinen vermitteln in Österreich steuerschonend Zimmer, ohne für Beschäftigung zu sorgen.

Wir müssen eine neue Gerechtigkeit zwischen lohnintensiven und industriell-digitalintensiven Branchen herstellen. Eine vernünftige Digitalisierungssteuer ist daher ein Gebot der Stunde. Sie wäre die eigentliche, in diesem Fall sinnvolle Maschinensteuer des 21.Jahrhunderts.

Thomas Reisenzahn ist Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung GmbH.

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