„Daheim auf Zeit“ statt im Hotel – Salzburger Nachrichten

b(l)ackhome und Phil´s Place sind zwei österreichische Unternehmen, die in Tirol und Wien hotelähnliche Unterkünfte bieten wollen – ohne Mitarbeiter und kostengünstig.

Am Schnittpunkt zwischen Wohnung und Hotel sprießen neuerdings Hotelapartments. Weil sie zum Unterschied von anderen Apartmenthäusern Elemente des Hotelservices anbieten und sowohl für Touristen als auch monatelang bleibende Gäste geeignet sind, werden sie international als „Serviced Apartments“ bezeichnet.

Der Serviceanteil ist dabei höchst unterschiedlich. Gänzlich ohne Mitarbeiter kommt das dieser Tage eröffnete b(l)ack-home in Innsbruck aus. Der Eingang zu den 15 Studios ist nur durch einen Computerterminal bewacht, der über einen Scanner verfügt. Der Ausweis muss gescannt werden, die Daten werden automatisch an den Tourismusverband für die Ortstaxe gemeldet. Auch die geforderte Unterschrift erfolgt am Terminal. Damit hofft man, das beim reinen Terminal-Check-in auftretende Melde- und Sicherheitsproblem gelöst zu haben. Ein biometrischer Vergleich von Foto und Gast ist aber nicht vorgesehen.

Errichtet wurde das an einem Kreisverkehr gegenüber der Olympiahalle gelegene Objekt um 2,5 Mill. Euro von der OFA Group. Erst kurz vor Baubeginn habe man sich statt für Wohnungen für das neuartige touristische Konzept entschieden. „Wir sind davon absolut überzeugt“, sagt OFA-Gründer Karl Fahrner. Deshalb sollen bis 2020 – inklusive des bereits eröffneten Hauses – insgesamt 100 b(l)ackhome City Apartments in Innsbruck entstehen. Fast alle Bauplätze in zentraler Lage seien gesichert, wobei man mit „Skylofts“ als spezielle Adaption das gehobenere Segment abdecken will. Zusätzlich ist eine Alpinvariante am Arlberg konzipiert. Die bereits mit 200 Gästebetten unterschiedlichster Kategorie in St. Anton am Arlberg präsente OFA weiß um die hohen Grundstückspreise. „b(l)ackhome bauen wir natürlich nicht in St. Anton, sondern fünf Kilometer vor dem Ort. Da kosten die Grundstücke ein Drittel“, betont Fahrner.

Anderes Konzept für in Wien startendes Phil´s Place

Während OFA mit dem fast schwarzen Außenauftritt Akzente setzt, übernimmt Phil´s Place mit dem Philips-Haus am Wienerberg eines der auffälligsten Beispiele moderner Architektur in Wien. Fassade und Lifthaus des in den 70er-Jahren errichteten Baus stehen unter Denkmalschutz. Das von der 6B47 Real Estate Investors AG und der Sans Souci Group 2014 erworbene Gebäude verkauft die Einheiten derzeit als Vorsorgewohnungen. Unabhängig davon steht die Nutzung als „Phil´s Place – Full Serviced Apartments Vienna“ bereits fest. Hoteldirektorin Katrin Oberweger verweist auf den Serviceaspekt: „Der Gast findet ein ,Vertical Village´ vor: mit Merkur und Hofer, einem Fitnesscenter, Vapiano für Frühstück und Take-away sowie Bar und Dachterrasse.“

Zusätzlich werde an mehreren Servicepaketen gearbeitet, die dem Gast das Leben erleichtern sollen. Dem gegenüber beschränkt sich das ohne eigene Mitarbeiter auskommende b(l)ackhome – Reinigung und Marketing/Verkauf sind extern vergeben – auf einen „Bubble Point“ und Lagerboxen im Keller. Hauptzielgruppe sind bei Phil´s Place – wie bei allen Serviced Apartments – Projektleiter, Universitätsdozenten und alle, die längerfristig auswärts arbeiten. Doch nicht immer ist es wirklich „a home away from home“. Vielfach wird die Übergangsbleibe in Notsituationen auch von Heimischen genutzt. Zusätzlich beherbergen alle Spezialisten wie Adagio oder Derag Living Hotels auch kurzfristig Gäste. In Österreich haben sich seit zehn Jahren auch Harry´s Homes dem Kapitel „Longstay“ verschrieben.

Als betriebswirtschaftlich gefährlich gilt aufgrund der niedrigeren Preise die willkürliche Vergabe von Langzeitaufenthalten im Traditionshotel. Eine Studie von Prodinger zeigt für Österreich, dass die ideale Betriebsgröße bei 50 bis 100 Apartments liegt, wobei das Preisniveau je nach Lage und Größe 800 bis 2000 Euro im Monat erreicht. b(l)ackhome liegt mit Preisen ab 45 Euro pro Nacht (ab 21 Tagen Aufenthalt) etwa im Durchschnitt. Die angestrebten Preise von 75 Euro für eine Person für Kurzaufenthalte am Saisonrand für Innsbrucker Verhältnisse sind damit beachtlich. „Wir verkaufen über Portale und unsere Homepage natürlich je nach Auslastung zu variablen Tagespreisen“, relativiert Fahrner die Liste. In Sachen Longstay will man sich zumindest beim aktuellen Pilotprojekt keinerlei Limits auferlegen. So gebe es bereits eine Dauerbuchung für acht Monate, während etwa Silvester und einige Wochenenden schon durch Urlauber ausgebucht seien.

Konkreter sehen die Planungen für Phil´s Place aus: „Wir rechnen mit 70 Prozent Businessgästen“, sagt Oberweger. Der Anteil an Longstay wurde mit dem gleichen Prozentsatz kalkuliert, wobei in der Anfangsphase wenige Nächte bleibende Städtetouristen noch präsenter sein werden.Weltweit gelten Serviced Apartments als Boommarkt, weil immer mehr Geschäftsreisende auch für Kurzaufenthalte diese Übernachtungsform bevorzugen, heißt es in einer Studie des britischen Spezialisten für Hoteldaten, STR Global. Apartments haben gegenüber Hotels bei der Belegung auf allen führenden Märkten weltweit die Nase vorn. So liege in Deutschland die Auslastung bei 74,6 gegenüber 66,6 Prozent bei Hotels. Dieselbe Studie zeigt aber auch extreme Unterschiede bei den Preisen. Während in Deutschland die Nacht in Wohnungen mit Service um 7,47 Euro teurer kommt als im Hotel, sind in den USA Apartments um über 20 Euro günstiger als Hotelnächte.

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