Einschätzung der Sommersaison

Erste Einschätzungen zur Sommersaison 2016 –
Prodinger zieht eine gemischte, aber nicht unerfreuliche Zwischenbilanz

Und wieder ist es den Hotelbetrieben gelungen, sich nach der desaströsen Steuerreform 2016 aufzurichten und die Frage „Wie gehe ich mit den veränderten Bedingungen um und wie sichere ich die Zukunft von Familie und Mitarbeitern in meinem Betrieb?“ auf ihre Art zu beantworten. Trotz des verständlichen Unmuts legten sich die Unternehmerfamilien zum Gelingen der Sommersaison 2016 voll ins Zeug und haben damit bewiesen, dass insbesondere diese Familienbetriebe das Rückgrat des touristischen Systems bilden.

Die Indikatoren für den Aufschwung

Die Nächtigungen zogen in allen gewerblichen Beherbergungsbetrieben leicht an. Die höchsten Steigerungen gab es aber nicht in den Hotelbetrieben sondern in den gewerblichen Ferienwohnungen. Dies unterstreicht den Boom hin zu den Angeboten in der Sharing Economy. Es werden auch verstärkt Wohnungen zu gewerblichen Ferienwohnungen umgewidmet. Auch in Deutschland läuft es in diese Richtung.
Die These, dass in dieser Sommersaison die Nachfrage nach höherwertigen Angeboten angestiegen ist, hat sich also nicht bestätig. Allerdings dürfte sich für dieses Angebot doch die Preisdurchsetzung verändert haben, und dies erfreulicherweise „nach oben“. Auch sind in den gastronomischen Bereichen die Umsätze gestiegen.

Eine höhere Preisdurchsetzung in diesem Sommer

Laut Statistik Austria waren Beherbergungsdienstleistungen im Mai um 4,4 und im Juni und Juli um 4,8 Prozent teurer. Die allgemeine Teuerungsrate lag im Juli bei 0,6 Prozent und war damit so hoch wie in den Vormonaten Juni und Mai. Eine derart kontinuierliche Entwicklung ist nur mit einer höheren Preisdurchsetzung zu erzielen.
Es ist daher anzunehmen, dass die Steuererhöhung auf Beherbergung von 10 auf 13 Prozent flächendeckend weitergegeben wurde. Man kann davon ausgehen, dass dadurch ein ähnliches Betriebsergebnis wie im Vorjahr erzielt werden kann und die Netto-Durchschnittsraten mit dem notwendigen Rohgewinn pro verkauftem Zimmer erzielt werden. Dazu hatte die Prodinger Gruppe bereits in der Vergangenheit vehement geraten (Hier auch das Beispiel des Hotels Gollingerhof, das unter der Preisliste auch die Preiserhöhung erklärt).

In der Hotellerie wird wieder investiert.

Nach dem massiven Einbruch der Investitionen im Jahr 2015 planen viele Unternehmen jetzt wieder eine Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeit. Das Volumen der Kreditansuchen hat sich in den letzten drei Monaten mehr als verdoppelt. Dem Unkenruf nach weniger Investitionen wurde nicht gefolgt, dies hätte das gesamte Urlaubsprodukt massiv in Mitleidenschaft gezogen.
Der mit Investitionen verbundene Kapitalbedarf lässt die Nachfrage nach Krediten also wieder steigen. Nun gilt es, die niedrigen Zinsen auszunützen.

Weniger Insolvenzen im ersten Halbjahr 2016

In den ersten sechs Monaten 2016 wurden 56 Beherbergungsbetriebe insolvent. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 ist das ein Rückgang um 6,6 Prozent. Bei näherer Betrachtung der aktuellen Insolvenzstatik erkennt man deutlich, dass die Hotellerie unterdurchschnittlich von Insolvenzverfahren betroffen ist.
Von den ÖHT-Jahresabschlüssen der Tourismusunternehmen ist abzulesen, dass der EGT von den jahrelang einzementierten 2 Prozent erfreulicherweise auf 5 Prozent geklettert ist. Dafür sind unter anderem auch die niedrigen Zinsen verantwortlich. Ein Wermutstropfen bleibt natürlich: dass der GOP bei den Top-Betrieben in den letzten Jahren von über 30 auf 28 Prozent gefallen ist. Das zeigt, dass die steigenden Kosten trotzdem noch nicht mit höheren Preisen kompensiert werden konnten.

Anfeindungen trotz Rekordbeschäftigung im Tourismus

Der Tourismus, eine Erfolgsbranche und typische „Friendly People“-Berufsgruppe, kann sich trotz des tollen Einsatzes aller Beteiligten der vielen, in den letzten Monaten erschienenen negativen Berichte kaum erwehren. Schlechte Arbeitsbedingungen und mangelhafte Bezahlung werden als Gründe für die Anfeindungen schablonenhaft ins Treffen geführt.

Die Realität schaut anders aus: Gab es im Juli 2000 noch rund 170.000 Beschäftigte in der Branche, so waren es im Juli 2016 fast 231.000. Durch den Erfolg wächst die Beschäftigung im Tourismus kontinuierlich weiter, und das bei einem steigenden Durchschnittsalter in der Bevölkerung.
Im Juni dieses Jahres zählte die Branche 216.826 unselbstständig Beschäftigte, das sind um 6.560 oder 3,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Ausländeranteil lag bei 47 Prozent. Dazu waren 6.662 offene Stellen gemeldet (plus 1.679). Gleichzeitig waren im Juni in der Branche 38.405 Arbeitslose registriert. Hier werden allerdings auch branchenfremde Arbeitskräfte dazugezählt, die ihre letzte Tätigkeit – etwa zur Überbrückung nach einem Jobverlust – im Tourismus hatten.
Die vielen Nicht-Kenner der Branche waren überrascht, dass im Tourismus auch die höchsten Tariflohnabschlüsse aller Berufskategorien im Zeitraum 2014/15 erzielt wurden (Arbeiter 3,3 Prozent, Angestellte 3,8 Prozent).

 

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