Wird ohne Bestpreisklausel alles gut? – Die Presse
Ab 1. Jänner müssen sich Österreichs Hoteliers nirgends mehr ihre Preise diktieren lassen. Jedoch warnt ein Tourismusexperte vor Preiskampf und Mehrausgaben.
Wien. Sie war jahrelang der Daueraufreger unter Österreichs Hoteliers: die Bestpreisklausel. Um sie vollends zu Fall zu bringen, wären sie bis vor das Kartellgericht gezogen. Das erzielte heuer die gewünschte Wirkung bei den Koalitionspartnern. Mit I.Jänner tritt die Gesetzesnovelle in Kraft, dank derer Beherbergungsbetriebe auf ihrer eigenen Homepage Zimmer günstiger anbieten dürfen als ihre großen Vertragspartner, die Online-Buchungsplattformen.Das sollte den Schlussstrich unter ein Kapitel ziehen, das die Österreichische Hoteliervereinigung 2012 öffnete. Sie erreichte damals, dass Booking.com, Expedia und Co. sich verpflichteten, die
Klausel – bis auf die nun zu Fall gebrachte Ausnahme – nicht mehr anzuwenden. Die Branche könnte sich zurücklehnen. Doch kurz vor dem Ziel warnte am Donnerstag die Prodinger Tourismusberatung vor der „akuten Gefahr einer negativen Preisspirale“ nach dem Wegfall der Klausel.Der Grund: Die Plattformen würden sich nicht von ihrem Bestpreisversprechen verabschieden, sondern die Hotels bei den Preisen unterbieten.
Petra Nocker-Schwarzenbacher, Tourismusobfrau in der Wirtschaftskammer: „Da wird jetzt Angst gemacht. Den Preiskampf machen wir uns selbst.“ Die neue Rechtslage hätten sich alle gewünscht – nun, da sie in Kraft trete,
wolle sie, die selbst ein Hotel im Salzburger Pongau betreibt, darin eine neue Freiheit statt des nächsten Damoklesschwerts sehen.
„Ich gehe aber auch davon aus, dass die Buchungsplattformen nicht ruhig sitzen bleiben werden.“ Sie rechne damit, dass sich die Onlinepartner neue Zuverdienstquellen suchen werden – etwa indem sie Aufpreise für eine bessere Reihung auf ihrer Homepage von den Hoteliers verlangen. Insofern stimmt Nocker-Schwarzenbacher mit der Prognose von Prodinger überein.
Auch die Tourismusberatung prophezeit den Hoteliers Zusatzausgaben für bessere Sonderkonditionen. Die Tourismusobfrau beruhigt aber: „Wir lassen es einmal laufen – Booking.com wird auch zufriedene, nicht verfeindete Partner haben wollen.“ Das Verhandlungsspiel gehe einfach wieder von Neuem los. (loan)