Tirol bastelt mit AirBnB an Abgaben-Lösung – Tiroler Tageszeitung

In Tirol werden über Plattformen wie AirBnB Tausende Zimmer, Wohnungen und Häuser an Urlauber vermietet. Das Land plant, mittels Gesetz von Online-Zimmervermittlern wie AirBnB eine Kurtaxe einzuheben. Mit AirBnB werden bereits Gespräche geführt.

Die Privatzimmervermietung über Internetportale wie AirBnB, Wimdu oder 9flats ist dem Land Tirol, Hoteliers und regulären Privatzimmervermietern seit Langem ein Dorn im Auge. Die zeitweise Vermietung der eigenen Wohnung oder des eigenen Privatzimmers an Urlauber über solche Plattformen bewegt sich mindestens in einem Graubereich. Denn zum einen zahlen die – oftmals anonym agierenden – Vermieter keine Umsatzsteuer und sind
nicht an behördliche Auflagen gebunden, was Hoteliers benachteiligt. Zum anderen führen die Vermieter auch keine Tourismusabgabe ab.

Zumindest den Abgaben-Aspekt will das Land Tirol nun ändern und AirBnB und Co. zur Kasse bitten. Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung in der Landesregierung, bestätigt, dass zwischen dem Land und AirBnB diesbezüglich Gespräche geführt werden und eine „Tiroler Lösung“ konzipiert wurde. Das Prinzip: „Online-Plattformen wie AirBnB heben von den Gästen zum Zeitpunkt der Buchung automatisch die Kurtaxe ein und liefern sie an das Land ab. Wir spielen dann das Geld an die Tourismusverbände weiter“, schildert Föger. Es seien allerdings noch einige rechtliche Fragen zu klären. Jedenfalls nötig wäre eine Änderung des Aufenthalts- und Abgabengesetzes, um eine „zweite Abgabeschiene“ festzulegen. Denn bisher ist geregelt, dass die Kurtaxe vom Vermieter eingezogen wird und nicht von einer Buchungsplattform. „Das Ganze könnte aber mit 1.1.2018 umgesetzt werden“, glaubt Föger. Weiters müsse man sich mit AirBnB auch zivilrechtlich absichern, dass sie bei der Einhebung der Kurtaxe „mit offenen Karten spielen“. Möglich, so Föger, wäre es etwa, einen neutralen Prüfer mit einzubeziehen. Mit im „Verhandlungspaket“ mit AirBnB: dass Tirol über AirBnB als Werbepartner mit transportiert wird.

Tirols Hotellerie-Obmann Michael Gerber begrüßt die Pläne. Auch Tirols Hotellerie sei in die Verhandlungen mit AirBnB eingebunden, betont er. „Es ist uns ein großes Anliegen, dass mit gleichen Waffen operiert wird. Es gehören Regeln her.“ Dass sich das AirBnB-Problem auf Städte wie Innsbruck beschränkt, glaubt Gerber nicht. Die Direktorin von Kitzbühel Tourismus, Brigitte Schlögl, sieht das anders. Sie erklärte gegenüber der APA, dass es in und um die Gamsstadt kein akutes Problem gebe. Man recherchiere aber und schaue, „welche Dimension“ das hat. Darüber kann Gerber nur den Kopf schütteln. „Die Aussage von Kitzbühel befremdet mich ein bisschen.
Man muss sich nur ansehen, wie viele Unterkünfte in und um Kitzbühel auf AirBnB angeboten werden. Frau Schlögl müsste vielmehr froh sein, dass jemand gegen das Problem etwas unternimmt.“

Kommentar: Gleiche Regeln für alle

Von Max Strozzi: Zu Recht machen weltweit Städte und Regionen gegen die Machenschaften von AirBnB und Co. und gegen die Zimmervermieter mobil, die auf diesen Plattformen ihr Eigenheim den Urlaubern schwarz anbieten. Also ohne Steuern und Abgaben zahlen oder sich an Auflagen halten zu müssen. Für Österreich muss das daher bedeuten, Spielregeln für AirBnB-Vermieter aufzustellen, die gleiches Recht für alle garantieren – vom Hotelier bis zum Privatvermieter. Dass eine Tourismusregion wie Kitzbühel das AirBnB- Problem kleinredet, verwundert aber. Gerade in der Hochburg der Immobilienspekulanten und in einer Region, in der die versteckten Freizeitwohnsitze blühen und deren Organe nicht für ein wahnsinnig strenges Kontrollregime bekannt sind, macht so eine Haltung stutzig.

Millionengeschäft in Grauzone

Die kurzfristige Vermietung von Privatzimmern und Wohnungen über umstrittene Online-Plattformen wie AirBnB, Wimdu und 9flats boomt auch in Tirol. Eine Studie der Beratungsfirma Prodinger im Auftrag der Tourismussparte der Wirtschaftskammer Tirol und des Landes kam Mitte 2015 zu dem Ergebnis, dass tirolweit 2200 Unterkünfte angeboten werden, alleine in den zwölf nächtigungsstärksten Tiroler Gemeinden sind es 1700 Unterkünfte.Der Studie zufolge würden über die drei größten Plattformen AirBnB, Wimdu und 9flats alleine in Tirol 20,5 Mio. Euro im Jahr umgesetzt, Tendenz steigend. Somit entgingen dem Staat beim damals geltenden Steuersatz auf Übernachtungen von 10% jährlich knapp zwei Mio. Euro an Umsatzsteuer, mit dem mittlerweile höheren Steuersatz von 13 % entsprechend mehr.Keineswegs betrifft das Problem nur Innsbruck. Zwar ergab ein Test bei dieser Studie, dass die meisten Tirol-Unterkünfte auf diesen Plattformen in der Landeshauptstadt angeboten wurden (160), knapp dahinter folgten aber bereits Sölden (140) und Kitzbühel (100). (mas)

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