Betten besser gefüllt, Hoteliers klagen über Kostendruck – Tiroler Tagezseitung

Kosten in der Hotellerie steigen laut einer Hoteliers-Studie zuletzt stärker als Umsätze. Trotz Hotelschließungen nahm die Bettenzahl zu.

Wien – Seit Langem regt sich die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) über hohe Steuern, Abgaben und Gebühren auf, die ihre Mitgliederbetriebe belasten würden. Durch eine von ihr selbst beauftragte Studie sieht sie sich nun bestätigt. Demnach sind in der Hotellerie die Umsätze von 2010 bis 2015 zwar um 27% gestiegen, doch die Kosten kletterten um 29% nach oben, wie aus einer Analyse des Branchenexperten Clemens Westreicher für die ÖHV hervorgeht. Der Fachmann hat mehr als 3000 Bilanzen von Tourismusbetrieben analysiert.„Das rückt die Nächtigungsrekorde ins rechte Licht: Steuern, Abgaben und Gebühren galoppieren den Zimmerpreisen davon“, kritisiert ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer. Für die breite Mitte der Branche sei es 5 vor 12, warnt Reitterer. Dort fehle es an Kapital für Investitionen und Innovationen, das Betriebsergebnis liege nur bei 18% vom Umsatz. Top-Betriebe seien aber sehr gut aufgestellt. Deren Kapitalrentabilität liege der Studie zufolge im Schnitt bei 13%. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat jüngst ein optimistischeres Bild der Branche gezeichnet. Die Lage sei „wesentlich besser, die Stimmung hellt sich auf, so Mitterlehner.

Das Aus der Energieabgabenvergütung, Registrierkassenpflicht, Auflösungsabgabe, Allergenverordnung, Investitionen in den Nichtraucherschutz oder die Erhöhung der Umsatzsteuer von 10% auf 13% hätten die Branche viel gekostet, meint Reitterer. Sie forderte erneut einen „Belastungsstopp“ für ihre Branche. Die Zahl der Hotels, Gasthöfe und Pensionen sei von 2010 bis 2015 um 6% gesunken. Die Bettenanzahl stieg aber trotzdem, was auf ein Wachstum einiger Großer in der Top-Kategorie zurückzuführen sei. Viele Problem-Hotels könnten laut Reitterer dagegen alternativ genutzt werden, etwa als Seniorenwohnheim, Startwohnungen oder Mitarbeiterhäuser.

Laut Statistik Austria ist die Auslastung der bundesweit 808.000 gewerblichen Betten von 206.000 Betrieben im heimischen Tourismus zuletzt auf knapp über 40% gestiegen. Tirols Tourismus kam im Winter 15/16 auf 43,1% Auslastung, im Sommer 2016 auf 32%. „Liegt die Auslastung unter 50%, geht es mit dem Preis bergab“, warnt Tourismusberater Thomas Reisenzahn. Er glaubt aber, dass die Auslastung der Hotels in Tirol im Winter deutlich über 50 % liegt und betont: „Wer sich differenziert und spezialisiert, hat keinen Preiswettkampf.“ (mos, APA)

Artikel auf Tiroler Tageszeitung

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