Zukunftstrends
Von „Selbstoptimierung“ und „Individualisierung“ über neue Formen der Sharing Economy bis hin zum Bedürfnis nach Entschleunigung als attraktive Angebotsidee: So richtig vielfältig sind die neuen Herausforderungen, denen sich die heimische Hotellerie schon in naher Zukunft zu stellen hat. „Die Hotellerie darf diese Entwicklungen nicht verschlafen. Mit Sicherheit gibt es in Zukunft Nachfrage nach Angeboten, die den neuen Trends Rechnung tragen“, erklärte Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, anlässlich eines ITB Trend-Workshops in Berlin, bei dem sich namhafte Experten mit den „Triebkräften der touristischen Entwicklung“ befassten.
Individualisierung und Selbstoptimierung, Yoga, Chia, Laser-Therapien für die Blutbahn, elektromagnetische Wellen für eine positive Bewusstseinsveränderung – ein Ende des Selbstoptimierungsbooms ist nicht abzusehen. Neben Gesundheit, Ernährung und Wellness profitiert auch der Tourismus zunehmend vom Trend zur Selbstdarstellung. Als Folge einer starken Individualisierung gibt es kaum mehr „Normalbiographien“.
Selbstbestimmung und -Verwirklichung sind die Werte, die in der Gesellschaft hochgehalten werden. Aus diesem Grund richtet sich ein immer größerer Teil der touristischen Angebote nicht mehr an herkömmlichen Standards aus, sondern muss auf individuelle Gästebedürfnisse zugeschnitten werden.
Gegentrend zur Digitalisierung: Die Digitalisierung und die Diskussion rund um künstliche Intelligenz führen bei vielen Leuten zu Reizüberflutung und Stress. Diese Entwicklung erreicht heute schon einen Sättigungspunkt, an dem entgegengesetzte Tendenzen spürbar werden. Der vorübergehende Verzicht auf permanente Verfügbar- und Erreichbarkeit wird zu einem neuen Wunsch, die „Entschleunigung“ damit zur attraktiven Angebotsidee. Die bewussten „Offliner“ – von den Retro-Klapphandy-Telefonierern bis zu den Käufern von Vinyl-Platten – sind Vorboten einer Sehnsucht nach „Analogität“.
„Der Gegentrend darf aber nicht als prinzipielle Abwendung von der digitalen Vernetzung verstanden werden, sondern vielmehr als steigendes Verlangen nach einem ergänzenden Angebot an Entschleunigung, Reflexion und Privatheit“, wie Marco Riederer, Leiter Revenue Management & e-Commerce der Prodinger Tourismusberatung, betont. Bemerkenswert, so ein weiterer Aspekt der Ergebnisse des Zukunftsworkshops, sind auch die zahlreichen Initiativen, die das Altern neu definieren, „Ja“ zum Älterwerden.
Die „neuen Alten“ bejahen das Älterwerden. Die arbeitsfreie Phase, in der die Menschen gesundheitlich gut beisammen sind, wird immer länger. Dies bietet Raum für Selbstentfaltung und Lebensstile, die der Hotellerie neue Kunden zuführen können. Bei den Reisen selbst wächst aber auch die Sensibilität dafür, wie man reist. E-Mobilität und Zugreisen werden an Bedeutung gewinnen. Die Sharing Economy führt zu neuen Formen des miteinander Agierens, wie beispielsweise im „Co-Working Space“ für den Urlaub. Aus einem medizinischen Reparaturbetrieb wird in Zukunft eine dynamische Lebensmedizin werden, bei der es um körperliche Optimierung und Tuning geht. Europa und das eigene Heimatland sind weiterhin hoch im Kurs bei der Wahl der Urlaubsziele. Immaterieller Luxus löst opulenten Überfluss und Statusdenken ab. Werte wie Selbstfindung, persönliche Erlebnisse, Authentizität und Zeit treten für immer mehr Gäste bei Ihren Reisen in den Vordergrund.
GESUND PLUS 3