Still genießen im Chalet
Die Alpenlofts in Bad Gastein. In einem der Häuser wohnt die Hoteliersfamilie Ikrath selbst.
BILD:SN/ALPENLOFTS/KLAUSVYHNALEK
Still genießen im Chalet
Österreichweit sprießen weiterhin Almdörfer und Chalet-Anlagen aus den Bergwiesen. Doch es sind selten Hotelbetreiber, die Ferienvillen anbieten, sondern häufig Baufirmen. Zweitwohnsitz nicht ausgeschlossen.
FRED FETTNER SALZBURG. Um mehr als 17 Prozent stiegen die Nächtigungszahlen der gewerblichen Ferienwohnungen im abgelaufenen Winter. Somit doppelt so stark wie in den anderen Unterkunftsformen. Die immer zahlreicheren Feriendörfer haben das Ihre dazu beigetragen. Diese Chalets haben mit den namensgebenden Schweizer Sennhütten ebenso wenig zu tun wie mit den später so bezeichneten Villen in den Gärten der Aristokratie. „Gerade der Boom an High-End-Chalets mit eigener Wellness und umfassendem Service zeigt, dass sich immer mehr Gäste lieber im eigenen Häuschen einmieten als in Hotels“, sagt der Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, Thomas Reisenzahn.
Er führt das auf Megatrends wie Individualisierung und Cocooning zurück. Hoher Lebensstandard wird nicht als Fahne vor sich her getragen, sondern still genossen. Ökonomisch seien Chalets für Hoteliers, die über eine größere Grundfläche verfügten, eine ideale Angebotsergänzung, sagt Reisenzahn. Doch auf fruchtbaren Boden fällt die von Beratern propagierte Lösung selten. „Genießen Sie im Klostertal die Arlberg Chalets. Das Projekt hat einen Zweitwohnsitz-Status. Keinerlei Mietzahlungspflicht oder Nutzungsbeschränkungen.“
So offen wie in diesem Fall: „Almhütten mit Sauna und Whirlpool ziehen die Preise in den Keller.“ Michael Madreiter. Im Puradies werden Chalets selten als Zweitwohnsitze offeriert. Doch nicht zufällig werden viele der neuen Dörfer von Bauspezialisten getragen. Etwa das Montafoner Feriendorf Walserland von der Natter-Netzer Wohnbau-Gesellschaft oder die Dörfer von Jägerbau, unter anderem in Maria Alm. Ein Big Player dieses Segments ist Alps-Residence mit 3000 Betten in zwölf Ferienresorts.
Im August 2018 kommen die Tauernsuites Mitterwirt in Piesendorf dazu. Lag der Umsatz 2012 noch unter zwei Mill. Euro, soll er 2018 bereits 14 Mill. Euro erreichen. Die aus der Tourismusberatung Prodinger gewachsene Gruppe Alpenparks führt seit einigen Jahren mit der Hagan Lodge Altaussee ein bereits traditionelles Hüttendorf. Das Dorf wurde 2017 um 16 Chalets erweitert, sechs Mill. Euro wurden investiert. Anleger können ein Chalet um 305.000 bis 355.000 Euro erwerben. „Um derartige Projekte zu ermöglichen, sollte die Eigenkapitaldecke mit einem anteiligen Buy-to-let-Konzept gestärkt werden“, empfiehlt Reisenzahn. Bei diesem Modell werden Häuser vom Käufer erworben und können von diesem befristet genutzt werden. Im restlichen Jahresverlauf besteht eine Rückvermietungsverpflichtung, um kalte Betten in leer stehenden Ferienwohnsitzen zu verhindern. Unter den etablierten österreichischen Hoteliers wird vergleichsweise selten davon Gebrauch gemacht. Bekannt sind die Arlbergi8oo-Chaletsuiten als Teil des Arlberg Hospiz von St. Christoph.
Doch sind hier in jedem Haus mehrere separate Wohnungen untergebracht. Mit den Alpenlofts Bad Gastein schlägt ein weiteres Buy-to-let-Projekt eines Hoteliers andere Töne an. Ike Ikrath vom Haus Hirt und Miramonte distanziert sich als Architekt vom Ausdruck „Chalet“: „,Alpenlofts gibt unsere Bauweise exakt wieder. In einem davon wohnen wir selbst.“ Ein weiteres gehört ebenfalls der Familie, die weiteren vier haben unterschiedliche Eigentümer. Im Vorjahr wurden dazwischen 120 kleine Bäume gepflanzt. „Sie schmälern nicht den Ausblick, sondern reduzieren die Einblicke“, sagt Ikrath. Wirtschaftlich sind die Alpenlofts als Residences mit dem Haus Hirt verbunden. „Fair Play mit der Kommune und den Eigentümern vorausgesetzt, ist das Modell eine balancierte Form erweiterter Hotellerie“, betont Ikrath, hier „beispielgebend“ agieren zu wollen. Andere halten weniger vom Verkauf. In Leogang gilt das Priesteregg als ein Vorreiter, doch auch die Puradies-Chalets wurden bereits 2007 als „Steinalmdorf“ errichtet, inzwischen mit 76 Zimmern und 14 Chalets. Begonnen habe man damit, weil man sich so die hohen Infrastrukturkosten eines Hotels erspart habe, sagt Michael Madreiter. Er beklagt die wachsende Konkurrenz, vor allem von Einzelobjekten.
„Hoch oben Almhütten mit Sauna und Whirlpool, das ist natürlich ein schönes Nebeneinkommen für manche Bauern, aber ich bin gegen diese Verhüttelung. Außerdem ist das oft Selbstausbeutung – und sie ziehen die Preise in den Keller.“ Auch wenn der Nachfragedruck nachlassen dürfte, gibt es weiterhin zahlreiche Bauprojekte. „Bis 2019 erwarten wir in diesem Segment einen Zuwachs um 20 Prozent“, sagt Reisenzahn. Im Spätherbst 2017 eröffnete das Stadidorf Bergwiesenglück im Tiroler Paznaun, das zum Immobilien-Agglomerat von Jörg Haas gehört. In Wagrain eröffnen die Luxuschalets Prechtlgut des jungen Bauunternehmers Manuel Aster. Er betont: „Die einzelnen Häuser werden selbstverständlich nicht verkauft, sondern als Familienbetrieb geführt.“