Smarte Glücksmomente

Smarte Glücksmomente

Digitales Glück als Wettewerbsvorteil: Beim Tiroler Wellnesskongress Mitte Juni referierten namhafte Experten der Branche über Glücksmomente und Wohlbefinden durch Bits und Bytes. Genaugenommen ging es um Wege in ein neues Zeitalter der Wellnesshotellerie. Sonja Wasner holte an der Innsbrucker Tourismusschule Villa Blanka, Veranstaltungsort des Kongresses, Statements und Erkenntnisse ein.

Mit Gesundheit und Wohlbefinden lässt sich gutes Geld verdienen. „Die Konkurrenz schläft nicht“, so Wirtschaftslandesrätin Patricia Zoller-Frischauf anlässlich des Tiroler Wellnesskongress. Der Tourismus ist der drittgrößte Wirtschaftszweig in der EU mit jährlichen Wachstumsraten von vier Prozent. Zehn Prozent des Europäischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) werden im Tourismussektor erwirtschaftet.

Innovativer Branchentreff

Bereits zum siebten Mal hat sich der Wellnesskongress zum mittlerwelle exklusiven Branchentreff der innovativen Wellnesshotellerie Westösterreichs entwickelt. Veranstaltet wird er vom Cluster Wellness der Standortagentur Tirol, einem Netzwerk aus über 100 Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Thematisiert werden internationale Wellness-Trends, die aber auch kritisch diskutiert und durchleuchtet werden. Eine Reihe von Angeboten zur Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit wurde von der Wellnessbranche bereits entwickelt und erfolgreich auf den Markt gebracht. Diese Angebote sind angepasst an die sich laufend ändernden Ansprüche der Gaste. Aktuell Ist es die Digitalisierung, die neue Türen öffnet, die aber nicht jeder gesundheitsbewusste Gast automatisch gehen will, manche streben ganz im Gegenteil nach „Digital Detox“.

Hi-Tech Glück

Gäste, aber auch die Wellnessbranche sind hin- und hergerissen zwischen der High-Tech-Wellness-Innovation aus dem Silicon Valley und der Anti-Tech Philosophie. Dr. David Bosshart, Trendforscher und Geschäftsführer des GDI Gottlieb Duttweiler Institute for Economic and Social Studies, attestierte dies ebenso in seinen Ausführungen. In seiner aktuellen Studie „Wellness 2030. Die neuen Techniken des Glücks“ wagt Bosshart eine Decodierung des Glücks. Auf der einen Seite stehe die Wellness-Bewegung, die Gesundheit nicht mehr nur als Abwesenheit von Krankheit stellt, auf der anderen Seile stünden die Werkzeuge des Geistes, also die richtige Haltung, Achtsamkeit und andere Formen der Selbstreflexion. Durch die Digitalisierung seien diese Werkzeuge technisch erweitert worden und machten das Glück individuell messbar.

Besser, schneller, digitaler…

Die Möglichkeiten, welche die Digitalisierung für die Angebotsentwicklung der Gesundheits- und Wellnessbranche eröffnet, sind grenzenlos. „Wir werden uns Schritt für Schritt bewusst, wie wir mit Hilfe neuer Technologien unser Potenzial erweitern, besser hören, sehen, schneller lernen und somit über uns hinauswachsen können“, umriss Bosshart den digitalen Trend. Experience on demand, auf Knopfdruck zum Glück, das sei bereits heute machbar. Daten-Selfies und Tracking Tools ermöglichen, das innere Wohlbefinden von Gästen zu messen. Spezielle Algorithmen übernehmen die Auswahl des Wellnesshotels für den Gast und versuchen, Verhaltensmuster und Emotionen aus passiv verfolgten Smartphone-Daten abzuleiten. Das geht soweit, dass die Yoga-Hose mit unserem Handy kommuniziert und falsche Bewegungen korrigiert.

Entschleunigung mit uralten Praktiken

Auch konträre Stimmen zur Digitalisierung waren zu hören. Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung etwa sprach dem „Digital Detox in der Wellnesshotellerie“ das Wort zu und erkennt als Gegenströmung zur Digitalisierung ein Bedürfnis nach Entschleunigung in der Natur (Healthy by Nature) als attraktive Angebotsidee. Die digitale Überforderung, die damit einhergehende Reizüberflutung und der Stress vieles gleichzeitig tun zu müssen, wird für immer mehr Menschen zum Problem. Hier zeichnen sich neue Geschäftsfelder ab. „Die Hotellerie darf diese Entwicklung nicht verschlafen. Mit Sicherheit gibt es in Zukunft Bedarf an digitalfreien Orten, ähnlich wie Nichtraucherzonen“, ist Reisenzahn überzeugt.

Spa braucht Wow-Effekte

Über die sich permanent ändernden und in sich diversen Gästestrukturen sprach auch Daniel Schneider, Managing Partner von Monoplan, am Wellnesskongress. Die Gästestrukturen ändern sich laufend. Die Wünsche, Erwartungen und Werte dieser neuen Gäste haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Branche. Herkömmliche Spa- und Wellnessbereiche sind kein
Alleinstellungsmerkmal und dies erzeugt auch keinen Wow-Effekt mehr. Vielmehr wird ein Wellness-Angebot von vielen Gästen heute als Standard erwartet. Daraus folgend ist ein Zwang zur Differenzierung zu beobachten, um sich im großen Wellnessangebot abzuheben. „Der Zuschnitt auf klare Zielgruppen ist dabei eine Möglichkeit“, meint Schneider. Digitalisierung nimmt Einzug mit 3D Brillen und entführt den Gast auf eine virtuelle Reise wie etwa an den Strand der Malediven oder zum Yoga liegend in der Wüste. Dabei werden dem Gast Hitze, Wind oder Meerrauschen
auch real spürbar gemacht. Wellness-Reisen in der Virtual Reality (VR) bedeutet liegend am Sofa, Körper und Geist in einer virtuellen Welt zu entspannen.

Wellness 2.0

Studentinnen der Universität Innsbruck und UMIT haben dazu – basierend auf den zwölf Megatrends von Horx – neun internationale Experten befragt. Die Ergebnisse führten zu der Erkenntnis, dass der zukünftige Wellnesss-Gast, älter, informierter, bewusster, interessierter, multi-optionaler und spontaner sein wird. Was das genau für die Wellnesshotellerie bedeutet, wurde für die Kongressteilnehmer abschließend zusammengefasst: Einiges wird in den Vorreiterbetrieben bereits umgesetzt, oder im Ansatz erarbeitet, anderes wiederum braucht Netzwerke, um die Umsetzung in Gang zu bringen.

Das Resümee

Der Gast 2.0 will im Urlaub informiert werden und etwas dazulernen. Er will Vielseitigkeit, vor allem im Bereich Ernährung und Bewegung. Er bevorzugt Angebote, die er daheim nicht bekommt.
Wichtig wird sein, den Gast aktiv abzuholen, indem man ihm Lösungen liefert, die seinen Aufenthalt höchstmöglichst störungsfrei gestalten. Die öffentliche Anreise bekommt immer mehr Gewicht. Wobei man hier in exponierten Lagen auf den Ausbau des Verkehrsnetzes angewiesen sein wird beziehungsweise mit Shuttlediensten Abhilfe schaffen kann. Die Nachhaltigkeit transparent zu machen (ökologischer Fußabdruck) und zu kommunizieren, woher die Lebensmittel kommen, bleiben Top-Themen. Letztendlich braucht es zur Umsetzung dieser Faktoren, Mitarbeiter die adäquate Aus- und Weiterbildungen absolvieren können, um anhand derer auf die Wissbegierde des Gastes der Zukunft entsprechend reagieren zu können. Unterm Strich zahlt der Gast gerne etwas mehr, dafür will er allerdings auch kompetente Gastgeber vorfinden.

Gesunder Schlaf als Wellnessfaktor

Schlechter Schlaf und eine in den vergangenen Jahren verkürzte Schlaf dauer gehören offenbar zum modernen Leben dazu, weil dieses Leben es einem schwer macht, zur Ruhe zu kommen.
Künstliches Licht und Displays in allen Größen und die Tatsache, dass Schlaf grundsätzlich in unserer Gesellschaft weniger an Bedeutung hat, sind nur einige Gründe dafür, warum immer mehr Menschen an Schlafstörungen leiden. Damit folgt Schlaf dem Trend der bewussten Ernährung und wird uns in nächster Zukunft wohl intensiver beschäftigen.

In diesem Zusammenhang wird auch das Thema „Im Urlaub zur Ruhe kommen“ um einiges an Bedeutung gewinnen. Sich gut zu erholen, steht auf der Liste der Wellness-Urlauber ganz oben. Hoteliers sollten in dieser Hinsicht die Wirkung gesunder Schlaferlebnisse respektive nächtlicher Erholung nicht unterschätzen. Trotz sehr individueller Schlaf-Vorlieben und -Rituale, gibt es durchaus auch Möglichkeiten zur Pauschalisierung: Betten, die nicht frei im Raum stehen, weite Aussicht und die Tür im Blick.

Erholsamer Schlaf im Zuhause auf Zeit

Viele Asiaten schlafen traditionell auf dem Boden und sind daher im Vergleich zu den Europäern einen harten Untergrund gewohnt.

Für die entsprechende Matratzenhärte und bequeme Sitzkissen kann man als Hotelbetreiber sorgen. Die Möglichkeit, im Doppelzimmer die Betten voneinander trennen zu können, kann für so manches Paar eine, wie auch zuhause praktizierte Variante, gewohnte Behaglichkeit schaffen. Auf viele persönliche Vorlieben kann unkompliziert reagiert werden, beispielsweise überbreite Betten, eine durchgehende Doppeldecke oder eine große Auswahl an Decken und Kissen. Je wohler sich die Gäste fühlen, desto erholsamer werden sie in ihrem Zuhause auf Zeit auch schlafen.

EINIGE GRUNDLEGENDE FAKTOREN, WELCHE DIE SCHLAFQUALITÄT IM HOTELZIMMER POSITIV BEEINFLUSSEN KÖNNEN:

  • Die richtige, harmonische, möglichst natürliche Färb- und Beleuchtungswahl, die auf den Schlaf vorbereitet.
  • Lichtinseln schaffen Wohlbehagen und geben Sicherheit an einem fremden Ort. Die einfache Regulierung aller Lichter sowie das Abschalten von Standby-Signalen können Störquellen reduzieren.
  • So wie in Spa-Bereichen könnte man auch im Hotelzimmer mit Düften arbeiten, mit Aromen, die zum Beispiel die Beruhigung am Abend stimulieren können.• Ein abendliches Teeangebot mit entspannenden Kräutermischungen kann beim Ein- und Durchschlafen unterstützen.
  • Potenzial im Zimmer respektive im Hotel erkunden, um die nächtliche Geräuschkulisse zu minimieren.

Kompromiss

Hotelbetreiber haben es allerdings nicht leicht: Denn zum einen verlangt der Gast nach immer mehr Technik im Hotelzimmer, zum anderen wird die „neue Einfachheit“ gewünscht. Ein  Kompromiss wäre, das WLAN zumindest nachts abzuschalten und in dieser Zeit Internet über eine Kabelverbindung anzubieten.Digitaler Detox betrifft nicht nur Elektrosmog. Das bewusste Abschalten von Mobilgeräten entspannt die ständig auf Standby laufende menschliche Psyche. Demi Schlaf ist ein aktiver Zustand, der sich gestalten lässt. Die Räumlichkeiten, das Bett wie auch Schlafrituale bergen Potenzial, die Schlafqualität zu verbessern. Demnach könnte das zunächst banal wirkende Thema Schlaf dazu beitragen, sich unverwechselbar zu positionieren.

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