Hotels und Bautrends 2022

Hotels müssen ein Gefühl von Zuhause vermitteln, aber gleichzeitig auch einen Kontrast bieten. Das Hotel der Zukunft ist kein in sich geschlossenes System mehr, sondern öffnet sich zur Nachbarschaft (locals) und holt die Natur bzw. die Umgebung (Grätzl) in die Immobilie. Folgende Punkte haben dabei eine Bedeutung:

Flächeneffizienz

Das Geheimnis liegt in einer konsequenten Flächenplanung, vor allem in den öffentlichen Bereichen. Die Hotel-Gesamtfläche (BGF) pro Zimmereinheit (4 Sterne) sollte 80 m² nicht überschreiten. Während in städtischen Lagen die Hotelzimmer kleiner, stylischer und effizienter gebaut werden, sind die Einheiten in der Ferienhotellerie eher größer geworden, obwohl die durchschnittliche Aufenthaltsdauer zurückgeht.

Faktum ist, dass sich bei großen Einheiten pro m² nicht so viel Geld verdienen lässt wie mit effizient optimierten Einheiten. Andere Branchen wie die Kreuz- und Luftfahrtindustrie oder der Yacht-Bau setzen das Prinzip der Flächeneffizienz seit Jahrzehnten gezielt ein, um den Umsatz zu maximieren.

Für long-stay Produkte (z.B. Serviced-Apartments) werden ebenfalls kreative Lösungen für eine verbesserte Flächeneffizienz entwickelt. Beispiele hierfür sind die Marken Zoku und Stay KooooK, in deren Apartments man mittels Schiebeelementen ganze Möbelstücke „verschwinden“ lassen kann.

Doch nicht nur die front-of-house Bereiche werden effizienter gestaltet, auch die Verwaltungs- und Lagerbereiche (back-of-house) werden bei Neubauten so platzsparend wie möglich geplant.

Living Lobbies

Lange Zeit galten Hotelrestaurants eher als Kostenfaktor. In den vergangenen Jahren haben sich viele dieser Restaurants und deren Bars jedoch zu Hot-Spots der Locals und zu Szenetreffs entwickelt. Doch damit dieser Wandel gelingt ist mehr als guter Service notwendig – vor allem Konzepte, welche junge, attraktive Gäste anlocken sorgen für entsprechendes Image und mehr Umsatz. Der „Coolness-Faktor“ als „Place-to-be“ ist entscheidend. Dabei spielt Social-Media eine nicht unbedeutende Rolle. Hoteldesigner und –planer beachten heutzutage mindestens genau so sehr die Gastronomie, wie die Zimmer.

Eine Erfolgsidee richtungsweisender Konzepte ist die Verschmelzung des Hotels mit der Nachbarschaft. Hotelbetriebe in angesagten innerstädtischen Vierteln lassen Beziehungen zwischen Locals und Reisenden entstehen – „Aus Fremden werden Freunde“. Die Lobbies und Restaurants werden sozusagen öffentliche Wohnzimmer („living lobbies“). Oftmals sind bei Erfolgskonzepten die Hotelrezeption, Gastronomie, Co-Working-Space und Chill-out-Area in einem großen public space zusammengefasst, bei dem die Bar das Herzstück bildet. In der Regel ist die Gastronomie eher schlank, mit Fokus auf das Frühstück und einem ganztäglichen Snack-Angebot gestaltet. Auch die Servicekultur unterzieht sich einem Wandel, es gilt: Begegnen statt Bedienen – der Service findet auf Augenhöhe zwischen Mitarbeiter und Gast statt.

Vor allem die Konzepte der innerstädtisch zu findenden Hotelmarken Ruby, Moxy und 25hours sind hier als top Beispiele zu nennen. Weitere sind Ace-Hotels oder Mama Shelter. Doch nicht nur Stadthotels nutzen diesen Trend. Auch Betriebe in nicht-urbanen Lagen streben nach einem kontrastreichen Mix aus Tradition und Moderne – Regionalität und Weltoffenheit. Diese Verbindungen halten sowohl in Kulinarik als auch der Architektur bzw. dem Design des Betriebes Einzug. Um die zuvor beschriebene Symbiose zu schaffen und das Hotel zu DEM Treffpunkt werden zu lassen sind Erlebnis, Emotion und Inszenierung die Schlüsselbegriffe zum Erfolg.

Sharing Economy

Der Trend zur Sharing Economy ist seit geraumer Zeit allgegenwärtig. Tauschen und teilen – insbesondere die jüngere Generation hat einen anderen Zugang zu Besitz. Anders als bei der älteren Generation wird dem Besitz von Gütern ein geringerer Stellenwert beigemessen, was den Erfolg des „Sharings“ erklärt.

Im Vordergrund stehen nicht mehr Güter, sondern Erlebnisse – frei nach dem Motto „collect moments, not things“. Die Folge ist, dass das Erlebnis zum primären Produkt wird. Werte wie die Erfüllung emotionaler Bedürfnisse und Sehnsüchte und die Erlangung eines ganzheitlichen Erlebnisses gewinnen gegenüber rationalen Qualitätsaspekten zunehmend an Relevanz.

Dabei können fünf Ebenen der Erlebnisse gebildet werden:

  • Einkauf /Konsum
  • Ästhetik/Wohlfühlen
  • Anschluss/Begegnungen
  • Lernen/ Information
  • Unterhaltung

In der Gastronomie stellt sich der Trend z.B. in der Form des Food-Sharings oder Family-Style-Dinner dar. Dahinter steht die Idee durch das Angebot vieler unterschiedlicher Gerichte in kleinen Portionen (die gleichzeitig serviert werden) ein neues Genusserlebnis zu schaffen. Dies ist auch das Konzept des neuen Neni am Prater oder des SevenNorth in Wien. Die Gestaltung der Gasträume zeichnet sich bei solchen Konzeptionen vor allem durch größere Tische (6-12 Plätze) aus.

Digitalisierung

Die Zukunft des Hotels ist smart. Gäste benutzen bis zur Anreise noch ihr Smartphone, im Hotel selbst beschränkt sich die digitale Erfahrung jedoch meist auf den WLAN-Login und die Benutzung der hoteleigenen App. Es gibt unzählige Möglichkeiten den Hotelaufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und seine Gäste zu unterhalten. So ist es vielen Gästen wichtig im Hotelzimmer seinen persönlichen Content zu streamen und von eigenen Devices auf das Display zu projizieren (Mirroring). Das digitale Hotelzimmer sollte Zugang zu Netflix, AmazonPrime, Apple TV+, Disney+ und Co bieten.

Weitere künftig immer relevanter werdende Themen sind digitale Concierge Services oder einfache Zahlungsmethoden wie Apple Pay, Google Wallet und PayPal.
Die Vorstellungen ändern sich, wobei Corona diese Veränderungen noch verstärkt. Das bedeutet, dass sich auch die Ausstattung der Hotels anpassen muss. Concierge Tablets auch bekannt als digitale Gästemappen werden in den letzten Jahren verstärkt in Hotels eingesetzt. Neben allgemeinen Hotelinformationen dienen diese dazu dem Gast auch Service-Leistungen digital zur Verfügung zu stellen.

Manche Hotelmarken richten ihr Konzept gänzlich auf Digitalisierung aus, wie z.B. die Cosi-Hotels: „Keine Rezeption / Kein Hotelmanager / 80% weniger Backoffice“. Durch die fast vollständige Automatisierung der Guest-Journey werden rund 60% Personalkosten eingespart. Man darf bei der Digitalisierung eines Hotels allerdings die Bedürfnisse seiner Gäste nicht außer Acht lassen, denn auch die junge Generation will kein Hotelzimmer, in dem sie alles nur noch per Touchpad bedienen können. Sie wollen sich zurechtfinden, ohne sich mit technischen Spielereien auseinandersetzen zu müssen.

Das Thema Sicherheit wird in Zeiten von Corona ganz großgeschrieben, die Digitalisierung schafft es, den Check-In kontaktlos ablaufen zu lassen, was sowohl zur Sicherheit der Gäste als auch der Mitarbeiter beitragen würde.

Natur Hereinholen

Das Thema Wald und Natur gewinnt immer mehr an Bedeutung, vor allem in Zeiten, in denen man Menschenansammlungen ausweicht und der Stadt entflieht. Es ist erwiesen, dass sich Bewegung im Wald positiv auf Herz, Immunsystem und Psyche auswirken, ebenso wie der Blick auf die Natur, während man sich entspannt. Vor allem stillt der Blick in die Natur die Sehnsucht nach Entschleunigung und nach Geräuschen, die man lange nicht mehr gehört hat, vor allem im urbanen Raum.

Zusammenfassung und weitere Punkte bei der Gestaltung neuer Hotels:

  • Flächeneffizienz der Zimmer (größer werdende Zimmer vs. Kürzere Aufenthalte ergibt keinen Sinn)
  • Flexible Raumgestaltungsmöglichkeiten z.B. durch Schiebeelemente schaffen bleibenden Eindruck beim Gast
  • Viele „smarte Möglichkeiten“ – Streaming, Screen Mirroring, Mobile-Check-in/out
  • Living-Lobbies anstatt klassicher, separater Aufteilung in Frühstück, Restaurant, Bar, Lounge, Empfangshalle (auch hier: Flächeneffizienz)
  • Co-Working-Space wird wichtiger (Stichwort: remote office) – auch in Ferienhotels
  • Lifestyle-Hotels mit individueller Gestaltung liegen im Trend (aber dabei oft die Gefahr von Austauschbarkeit durch „copy-paste“) – Wichtig: Einzigartigkeit! (best-practice: 25hours Hotels, Soho House, Hoxton).
    • Viele Ketten steigen ins Lifestyle-Segment ein durch Schaffung von neuen Lifestyle-Marken (erst kürzlich vorgestellt: Deutsche Hospitality – House of Beats)
    • Durch sog. Softbrands geben die Ketten auch privaten Hoteliers die Möglichkeit das Netzwerk zu nutzen (erst kürzlich vorgestellt: IHG – Vignette Collection)
  • Nachhaltige Bauweise und Energieeffizienz
  • Starker Bezug zur Natur durch Gestaltung der Räumlichkeiten mit Pflanzen

Den Artikel zum nachhören gibt es im Hotel-Podcast von Smart Hotel Key.

Ihre Kontaktperson:

Thomas Reisenzahn

t.reisenzahn@prodinger.at

Ihre Kontaktperson:

Florian Kirchner

f.kirchner@prodinger.at

FOLGENDE ARTIKEL KÖNNTEN SIE AUCH
INTERESSIEREN:

Diese Webseite verwendet Cookies.
Damit Sie unsere Website optimal nutzen können, speichern wir Informationen über Ihren Besuch in sogenannten Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.