Wollen Konkurrenz auf Augenhöhe – Tiroler Tageszeitung

Alleine aus Tirol entgehen dem Staat durch private Zimmervermietung über Plattformen wie Airbnb jährlich zwei Mio. Euro an Steuern, zeigt eine Studie. Hotelier-Obmann fordert von Gemeinden härtere Kontrollen und Strafen.

Die Privatzimmervermietung über Internetportale wie Airbnb, Wimdu oder 9flats boomt auch in Tirol. Alleine in den zwölf nächtigungsstärksten Tiroler Gemeinden werden knapp 1700 Unterkünfte angeboten, tirolweit sind es rund 2200. Das hat eine Studie der Beratungsfirma PRODINGER im Auftrag der Tourismussparte der Wirtschaftskanrmer Tirol und des Landes ergeben.

Diese Anbieter zahlen keine Steuer, keine Ortstaxe und haben keine Sicherheitsauflagen zu erfüllen. Siegfried Egger

Den Hoteliers ist die Privatzimmervermietung über diese Portale ein Dorn im Auge. Sie fordern faire Bedingungen für alle. „Wir haben kein Problem mit Konkurrenz auf Augenhöhe. Aber diese Anbieter bieten nicht auf Augenhöhe an. Sie zahlen keine Umsatzsteuer, keine Ortstaxe, deren Gäste nutzen aber unsere Infrastruktur“, prangert Tirols Hotellerie-Obmann Siegfried Egger an. Auch sämtliche Auflagen, die für Hotels verpflichtend sind, müssten Airbnb-Vermieter nicht erfüllen: etwa Feuerschutz, Hygienebestimmungen, Sicherheitsvorschriften. „Der Gast hat hier keine Absicherung“, warnt Egger. „Hier ist man in einem gesetzlichen Graubereich.“Dieser Graubereich ist gewachsen und setzt dem gewachsenen Tourismus und der Hotellerie zu. Die Studie geht mittlerweile davon aus,
dass über die drei größten Plattformen Airbnb, Wimdu und 9flats alleine in Tirol 20,5 Mio. Euro im Jahr umgesetzt
werden, Tendenz steigend. Somit entgehen dem Staat beim derzeitigen Steuersatz von 10 % jährlich knapp zwei Mio.
Euro an Umsatzsteuer, beim künftigen höheren Steuersatz von 13% entsprechend mehr.

„Hier geht es nicht mehr um Peanuts. Diese Community wächst und vermietet bis hin zu Drei-, Vier- und Fünfzimmerwohnungen oder sogar ganze Häuser“, kritisiert Egger: „Das hat Auswirkungen auf die Luxushotellerie. Dieser Gefahr muss man sich in der Standortpolitik klar sein. Alle Unternehmer müssen einen fairen Wettbewerb
haben“, fordert Egger. Man werde nun andenken, die Wettbewerbsbehörde einzuschalten. „Man muss auch
stärkere Kontrollen und harte Strafen überlegen“, fordert er. Denn auf den Plattformen selbst bleiben die Vermieter
meist anonym. Egger sieht daher bei den Kontrollen die Gemeinden in der Pflicht: „In den Gemeindestuben ist
schon bekannt, wer über solche Plattformen vermietet.“ Airbnb sieht unterdessen die Gastgeber in der Pflicht, Einkommenssteuer abzuführen. Zudem werde auf die Einhaltung lokaler Steuergesetze hingewiesen, erklärten Sprecher jüngst gegenüber einem Magazin.

Thomas Reisenzahn von der Beraterfirma PRODINGER|GFB Tourismusberatung, die die Studie erstellt hat, sieht
Airbnb und Co. als „knallharte Umsatzmaschinerie“, die unter dem harmlosen Deckmantel des Teilens arbeite. Das
steuerschonende Modell von Airbnb hat sich die Studie genauer angesehen. „Die Rechnung für den Gast kommt von
Airbnb in Irland, die Steuer fällt nur für die Benutzung der Airbnb-Website an, nicht aber auf die Nächtigung“, erklärt Reisenzahn. Sowohl der Gast als auch der Vermieter zahlen an Airbnb eine Serviceebühr von drei bis zwölf
Prozent „Dass Gast und Gastgeber eine Kommission zahlen, ist einzigartig in diesem Geschäft“, meint Reisenzalin.
Außerdem erfolge die Zahlung an den Vermieter zeitverzögcrt: Der Preis werde erst von Euro in Dollar und dann wieder in Euro umgerechnet.

 Airbnb und Co. sind knallharte Umsatzmaschinerie unter dem Deckmantel des Teilens.“Thomas Reisenzahn (Prodinger)

Vor einem Dreivierteljahr hat die Finanz nun ein Amtshilfeansuchen an die USA und Irland – dort hat Airbnb seinen Europasitz – gestellt. Die Finanz will herausfinden, wer hierzulande sein Quartier vermietet und ob er dafür auch
Steuern abgeführt hat. Reisenzahn sieht in den Vermietungen ganzer Wohnungen über solche Plattformen auch
ein großes Problem für den Wohnungsmarkt. „Wir haben ein Raumordnungsproblem: In vielen Wohneinheiten etwa
in Kitzbühel oder Zell am See sind keine Wohnsitze gemeldet, diese Wohnungen dienen nur zur Weitervermietung
über solche Plattformen.“

Airbnb: Viel Ärger mit Behörden

In vielen Städten formiert sich der Widerstand gegen Airbnb.

Innsbruck – Internationale Online-Vermittler wie die Hotelalternative Airbnb stellen die Politik vor große Herausforderungen. Die Problemfelderreichen von Steuerentgang über prekäre Arbeitsverhältnisse bis zu fehlenden
Rechtsnormen. Zimmervermietungsprotale wie Airbnb, 9flats oder Wimdu haben in mehreren Ländern Probleme mit den Behörden. Die Stadt Amsterdam hat sich zuletzt mit Airbnb geeinigt, die Plattform hebt seit Jahresbeginn
die Ortstaxe ein und führt sie an die Gemeinde ab. Zuvor hatten die US-Metropole Chicago sowie die US-Hauptstadt Washington begonnen, auf Airbnb-Buchungen Steuern einzuheben. Auch in New York wurde Airbnb gezwungen, die Daten der Gastgeber herauszugeben. In Barcelona musste Airbnb aufgrund von Verstößen gegen das Tourismusgesetz 30.000 Euro Strafe zahlen. Städte wie Hamburg, München, Berlin und Frankfurt haben Schranken für die Vermietung von Privatzimmern eingeführt.

Hinter der harmlos klingenden „ sharing economy “ – also beispielsweise der gemeinsamen Nutzung von Dingen
– stehen milliardenschwere Konzerne. Das Mitwohnportal Airbnb wird auf einen Firmenwert von insgesamt 24 Mrd. Dollar taxiert.  Airbnb hat nach eigenen Angaben mehr als 25 Millionen Nutzer. Über das Portal werden Wohnungen und Zimmer in mehr als 34.000 Städten in 190 Ländern von privat an privat angeboten.

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