Billiges Bargeld, teure Plastikkarten?

Im bargeldlosen Zahlungsverkehr tickt die Uhr noch anders

Auf Initiative der Europäischen Kommission haben sich Kreditkartenanbieter wie Mastercard und Visa vor einiger Zeit verpflichtet, die Interbankenentgelte (Interchange) zu senken. Man einigte sich, die Entgelte für „Card-present-Transaktionen“ auf 0,2% bzw. 0,3% und für „Card-not-present-Transaktionen“ auf 1,15% bzw. 1,5% bei nationalen Karten zu deckeln.

Diese Regulierungen brachten den meisten Hotelbetrieben aber keine automatische Entlastung, da andere Kosten, die im Disagio (Interchange, Schemes-Fee und Acquiring-Fee) stecken, erhöht wurden. Insbesondere stiegen die Kosten durch teilweise neue und auch wachsende Systemgebühren. Man könnte also sagen, dass ein kleiner Teil der österreichischen Kreditkarten erfolgreich reguliert wurde, aber Firmen- sowie EU- und Nicht-EU-Karten teurer abzurechnen sind. Wie hoch die Disagiosätze ausfallen, kommt also auf den internationalen Gästemix des jeweiligen Hotels an.

Mastercard und Visa müssen ganz aktuell die Interbankenentgelte für ausländische Karten, welche in der EU genutzt werden, zeitnah senken. Wie sich die Anpassung in der Praxis auswirken wird, bleibt erst einmal abzuwarten.

Die neue MasterCard Debitkarte

Es zahlt sich aus, die Konditionen zu überprüfen: MasterCard hat, nach eigener Definition, mit der MasterCard Debit die Karte der Zukunft auf den Markt gebracht. Erstmals können Gäste mit dieser „EC/Debit/Bankomatkarte“ in Echtzeit bargeldlos und bequem ihre Rechnung bezahlen und gleichzeitig auch die Akzeptanzstellen nutzen, die bis dato nur EC/Debitkarten akzeptiert haben. Beim Kunden erfolgt die Abbuchung direkt vom Konto.
MasterCard begründet die Einführung auch damit, dass diese Debit-Karte das Einkaufen im Internet ermöglicht. Ein Pferdefuß dabei ist natürlich, dass diese Karten nicht mehr dem günstigen Disagiosatz von 0,3 % unterliegen und mit den höheren Kreditkarten-Sätzen abgerechnet werden. Es ist daher ratsam, die Konditionen der Kartenabrechner („Aquirer“) genau zu überprüfen, da es sehr wohl Anbieter gibt, die zumindest die österreichischen MasterCard Debit Karten zu den bisherigen Debitsätzen abrechnen.

Virtuelle Kreditkarte

Die bargeldlose Abwicklung mit Reiseplattformen (OTAs) wie Booking.com via virtueller Kreditkarte ist für Hoteliers sehr teuer. Erstens verdienen die Reiseplattformen (OTAs) durch sofortige Abbuchung bei der Reservierung und durch die verspätete Auszahlung (erst nach der Abreise) gegenüber dem Hotelier ein schönes „Körberlgeld“; zweitens verursacht die virtuelle Kreditkarte hohe Kosten, da sie automatisch wie eine Nicht EU-Karte empfindliche Interchange-Gebühren auslöst.

Cash Back Systeme

Eine Provisionsdraufgabe versprechen auch Cash-Back Systeme für Hotels. Bei Flügen, Hotels und Mietwägen bekommt ein OTA-Kunde, der über ein solches System gebucht hat, nach Beendigung seiner Reise (oft bis zu 3 Monate später!) noch ein lukratives Cash-Geschenk.

Apple Pay

Ab dem iPhone7 können Gäste jetzt mittels Apple Pay mit einer simplen NFC-Transaktion ihren Zahlungsverkehr abwickeln. Die NFC-Grenzen in den meisten EU-Ländern sind aber nur für Transaktionen in Restaurants von Interesse. Die Höchstgrenze liegt bei 50 Euro.

Payment-Service-Directive-Richtlinien (PSD2)

Einige Problemstellungen werden mit der Umsetzung der PSD2 Richtlinie (Payment-Service-Directive-Richtlinie) auftreten. Vor allem im Zusammenhang mit No-Shows und kurzfristigen Stornierungen sowie bei Vorabautorisierungen, Incidental Charges – also zusätzlichen Kreditkartenbelastungen ohne die persönliche Anwesenheit des Gastes – und Payment Processing in den zentralen Reservierungsabteilungen. Hier gibt es tatsächlich einige Punkte für die Hotellerie zu beachten. 

Bei all diesen virtuellen Möglichkeiten ist nicht zu verstehen, warum ein stets gleichbleibender Transaktionsvorgang immer an die Umsatzhöhe gebunden ist. In der Geschäftswelt hat sich ja das Prinzip etabliert, dass mehr Umsatz eine geringere Marge bedeutet. Im bargeldlosen Zahlungsverkehr tickt die Uhr einfach noch anders. Es ist abzuwarten, wie lange sie das tut.

Ihre Kontaktperson:

Thomas Reisenzahn

t.reisenzahn@prodinger.at

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